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Kopfsache – Aufmerksamkeit als Schlüssel zum Erfolg

Aufmerksamkeit ist eine vielfach unterschätzte Leistung

„Deine Aufmerksamkeit bestimmt deine Realität…“  (Qui Gon Jinn, Jedi-Meister; Star Wars)

Wissen Sie eigentlich, was eine der unterschätztesten Leistungen unseres Gehirns ist? Es ist nicht unsere Intelligenz, unsere Kreativität oder unser Mut, die aktuellen Superstars geistiger Leistungen in zahlreichen Business-Seminaren und Motivationskursen. Es ist vielmehr unsere Aufmerksamkeit, also die Fähigkeit sich einer Sache zuzuwenden (Orientierung), aus dem Strom der Wahrnehmungsinhalte das Relevante auszuwählen (Selektion) und sich mit seinen Sinnen ganz auf diese Sache einzulassen (Konzentration). Aufmerksamkeitssteuerung ist also eine zusammengesetzte Leistung aus verschiedenen Teilkomponenten, also der selektiven Zuwendung und intensiven Wahrnehmung. Maßgeblich verantwortlich im Gehirn sind Strukturen im Vorderlappen (präfrontaler Kortex), dem Sitz unserer kognitiven Steuerung.

Viele andere Fähigkeiten ergeben sich aus einer guten Aufmerksamkeitssteuerung. So hängt unser Gedächtnis, unser Denkvermögen und sogar unsere Empathie entscheidend davon ab, wie gut wir unsere Aufmerksamkeit lenken können. Denn je stärker wir das Wesentliche finden und in den geistigen Mittelpunkt rücken, desto intensiver gelingt die Wahrnehmungs- und neuronale Verarbeitungstiefe im Gehirn.

Eine kostbare Ressource – erschöpflich und begehrt

Die Crux an der Aufmerksamkeit ist, dass sie als Ressource nicht unerschöpflich ist. Schon Aristoteles schrieb von der „limitatio attentionis“, also Ihrer Begrenztheit. Zwar können wir sie relativ schnell wechseln oder im Bedarfsfall auch auf mehrere Dinge verteilen; aber ihren Summenwert können wir kaum erhöhen. Bei dem Versuch der Gleichzeitigkeit bleibt ihre Gesamtkapazität gleich; die Hirnleistung fragmentiert lediglich in immer kleinere Bestandteile. Die Folgen zeigen sich auf verschiedenen Ebenen: Die meisten Denkvorgänge werden unpräziser und das Gedächtnis verschlechtert sich. Viele Studien haben überdies belegen können, dass häufige Aufmerksamkeitswechsel im Job auch Stress und Unzufriedenheit produzieren.

Warum bleiben wir dann nicht einfach bei der Sache? Das Relevante auszuwählen und anschließend den Fokus auf einer Sache zu halten, fällt uns heutzutage nicht zuletzt deswegen so schwer, weil unsere Aufmerksamkeit ständig von außen beeinflusst, gelenkt und vielfach von virtuellen Nebensächlichkeiten absorbiert wird. Überall lauern attraktive Ablenkungen und Zuwendungsmöglichkeiten; alles scheint verlockend, nichts möchte man verpassen. In der (medialen) Welt bedeuten die zahlreichen Mikroinformationen, die in Form einer SMS, E-Mails, Popup Fenster und Newsticker-Alerts auf uns einprasseln und denen wir uns impulsiv zuwenden, ein ständiges Wegziehen und Neuorientieren von Aufmerksamkeit. Dadurch fehlt sie uns an einer anderen Stelle, wo sie vielleicht gerade wichtiger wäre, bspw. am Schreibtisch, im Straßenverkehr, und im Dialog mit unseren Mitmenschen.

Wissenschaftliche Untersuchungen und die klinische Erfahrung zeigen, dass viele Menschen im Arbeitsleben heute mit den vielen (gleichzeitigen) Zuwendungsmöglichkeiten überfordert sind. Oft wissen sie gar nicht mehr, auf was sie ihre Aufmerksamkeit zuerst richten sollen; gefühlt scheint alles wichtig. Die Folge ist ein permanentes Umschalten zwischen verschiedenen Dingen mit hohen Verlusten bei der geistigen Prozessierung. Am Ende eines Tages hat man in der Regel weniger effizient gearbeitet, mehr Fehler gemacht und auch weniger abgespeichert.

Viele meiner Klienten haben mitunter sogar Angst unter einer krankhaften Konzentrationsschwäche oder einem klinischen Gedächtnisverlust zu leiden, wenn sie merken, dass Ihre „Performance“ sinkt. Ihre Vergesslichkeit ist jedoch meist keine Demenz, und ihr Konzentrationsmangel in der Regel auch kein ADHS. Die geschilderten Alltagsprobleme sind stattdessen viel öfter das Resultat einer schlechten Aufmerksamkeitslenkung: Wir sind geistig heute bei vielen Dingen gleichzeitig und überall ein bisschen, aber letztlich nirgendwo richtig. Die negativen Folgen zeigen sich auf der Leistung- und der Gesundheitsebene.

Bleiben Sie aufmerksam

Eine gute Selektions- und Fokussierungsfähigkeit verbessert das Denken und stärkt das Gedächtnis, denn Sinneseindrücke werden im Gehirn mit einer höheren Wahrscheinlichkeit ins Langzeitgedächtnis überführt, wenn Sie sie fokussieren. Einen Zeitungsartikel bspw., dem Sie sich ganz in Ruhe widmen, ohne im Hintergrund Radio zu hören, speichern Sie eher ab. Außerdem verbessert sich Ihr logisches und analytisches Denken, wenn Sie sich auf die Sache konzentrieren und sich nicht permanent von Ihrem Handy ablenken lassen. Das nützt Ihnen sowohl bei einer Excel-Tabelle als auch bei einer Partie Schach. Sogar Ihr empathisches Einfühlungsvermögen erhöht sich nachweislich, wenn Sie sich ganz auf Ihren (Gesprächs-)Partner einlassen und ihm während einer Videokonferenz interessiert zuhören, statt nebenher E-Mails zu bearbeiten.

Machen Sie sich klar: Nicht alles um Sie herum braucht Ihre Zuwendung. Und nicht alles verdient sie! Schützen Sie Ihre Aufmerksamkeit vor Diebstahl. Wenn Sie mal wieder umzingelt werden von (digitalen) Aufmerksamkeitsräubern, die Sie alle zur sofortigen Zuwendung verführen, treten Sie innerlich einen Schritt zurück und stellen sich folgende Frage:

Was ist jetzt gerade relevant? Was ist in diesem Moment wirklich wichtig?

Sie werden sehen: Diese kurze Reflexion stärkt Ihre Impulskontrolle und verhindert in vielen Fällen den Diebstahl der kostbaren Ressource.

Aufmerksamkeit ist Ihr intimes geistiges Besitztum. Sie dürfen (und sollten) selbst bestimmen, wofür Sie sie einsetzen. In einer reiz- und Informationsdurchfluteten Welt bleibt das zweifellos auch in Zukunft herausfordernd. Aber es ist auch ein erstrebenswertes Ziel, denn eine gute Selektion und eine gute Fokussierung belohnt Ihr Gehirn mit einer Leistungssteigerung und gleichzeitig mit einem Gefühl von mehr Gelassenheit und Zufriedenheit…

„Wohin du deine Aufmerksamkeit richtest, bestimmt, wer du wirst…“ (Epiktet, römischer Philosoph und Stoiker)

 

Der Text ist ein Auszug aus dem Spiegel-Bestseller Kopf Frei! – Wie Sie Klarheit, Konzentration und Kreativität gewinnen im Drömer-Verlag

Mehr Informationen unter: www.kopf-frei.info

 

Hören Sie auch gerne die ausführliche Version als Podcast aus der Reihe Gehirn Gehört

Folge 16: Bleiben Sie aufmerksam

 

Beitragsbild Kopfsache, Bleiben Sie aufmerksam

Lesen Sie, warum Aufmerksamkeit ihre kostbarste geistige Ressource ist.

Es wäre mir eine große Ehre und Freude, wenn ich Sie künftig mitnehmen dürfte auf meine Reise durch die Welt von Geist und Gehirn.

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