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Kopfsachen: Leben soziale Tiere länger?

Soziale Tiere 

Eine Arbeitsgruppe aus Oxford ist kürzlich der interessanten Fragestellung nachgegangen, wie lange die Vertreter verschiedener Tierarten leben, wie häufig sie sich fortpflanzen und wie widerständig sie gegenüber Umweltveränderungen sind, wenn sie „sozial“ organisiert sind.

Sozialität ist dabei definiert als Eigenschaft miteinander zu interagieren, zu kooperieren und in Gruppen zusammenzuleben. In die Unterteilung gehen daher der Grad der räumlichen Nähe, der elterlichen Fürsorge, die Interaktion untereinander und die Arbeitsteilung innerhalb der Gruppe ein. Eine streng dichotome Einteilung ist hierbei natürlich nicht möglich; vielmehr handelt es sich eher um ein Kontinuum von weniger sozialen Tieren (bspw. viele Insektenarten, Reptilien, Eulen, Nashörner oder manche Raubkatzen) bis hin zu hochsozialen Tieren (bspw. Elefanten, Delphine, Papageien oder Erdmännchen). Für die Studie untersuchten Forscher die demografischen Merkmale von insgesamt 152 Tierarten aus insgesamt 13 taxonomischen „Klassen“ (bspw. Vögel, Fische, Insekten und Säugetiere).

Und für meine Leserinnen und Leser, die es genau wissen wollen: Statistisch wurde ein sog. „Generalisiertes-Least-Squares-Modell“ verwendet. Dieses korrelative Verfahren wird eingesetzt, wenn Beziehungen zwischen Daten modelliert werden müssen, die nicht ganz unabhängig voneinander sind (dies ist bei phylogenetischen Datensätzen oft der Fall). Das Verfahren ist extrem rechenaufwendig, liefert dafür aber besonders präzise Daten.

 

Längeres Leben aber kein späteres Altern

Die Ergebnisse zeigen, dass sozialere Arten tatsächlich länger leben. Die Tiere erreichen ihre Geschlechtsreife später, pflanzen sich aber trotz ihres vergleichsweise späteren Einstiegs in das Sexualleben mit einer höheren Wahrscheinlichkeit fort. Zudem weisen sie eine insgesamt stärkere Resistenz gegenüber Umweltbedingungen auf, da sie nicht so schnell „aus der Bahn geworfen“ werden. Das kann jedoch auch Nachteile mit sich bringen: Sozial organisierte Tierarten reagieren insgesamt langsamer auf Veränderungen ihrer Umwelt. Einzeln lebende Tierarten können sich hier oft schneller anpassen.

Interessant war die Auswirkung der Sozialität auf den Alterungsprozess: Die Forscher fanden keinen signifikanten Einfluss der Sozialität auf das aktuarische Altern (Zunahme der Sterblichkeitsrate) oder das reproduktive Altern (Abnahme der Fähigkeit zur Fortpflanzung). Soziale Tiere sind also nicht notwendigerweise länger fruchtbar und sie altern biologisch auch zwangsläufig nicht langsamer (obwohl sie unter dem Strich länger leben!).

Man vermutet, dass der positive Einfluss der Sozialisation auf ein längeres Leben mehr indirekt besteht, bspw. durch Kooperation und gegenseitige Hilfe sozialer Arten untereinander. So sterben dagegen solitär lebende Arten häufig früher durch externe Gefahren (wie etwa durch Räuber, Hunger oder Umweltstress), während soziale Tiere durch das Leben in der Gruppe diesbezüglich besser geschützt sind.

 

Zusammenfassung und Gedanke

Zusammengefasst scheint Gemeinschaft unter den Tierarten also viele Vorteile für das Überleben und die Fortpflanzung, aber keinen messbaren Einfluss darauf zu haben, wie schnell Tiere biologisch altern. Soziale Tiere leben zwar oftmals länger als solitäre Arten, aber das hat nicht zwingend mit einer Verlangsamung des zellulären Alterungsprozesses zu tun, sondern hängt wahrscheinlich mehr mit Faktoren zusammen, die ein (langes) Leben in sozialen Gruppen begünstigen. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.

Die gut gemachte Studie ist für mich als Psychiater interessant, da sie Parallelen zum menschlichen Zusammenleben zeigt: Das Leben in einer Gemeinschaft, in der Menschen aufeinander Rücksicht nehmen, kann Anpassungen der Gruppe auf veränderte Umweltbedingungen verzögern. Dafür macht die Unterstützung, der Trost und die gesellige Gemeinschaft, die Menschen sich in Gruppen untereinander schenken, viele Probleme des Einzelnen kleiner und lindert ggf. andere Beschwerden, die mit dem hohen Alter einhergehen. Deswegen altert man biologisch nicht zwangsläufig langsamer, aber man lebt länger glücklich.

Wie sprach der weise Seneca einst: “Das Leben ist wie eine Reise: Die glückliche Gemeinschaft macht sie leichter.”

Literatur

https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC11513647/

 

 

Beitragsbild Kopfsachen: Leben soziale Tiere länger?

Eine Oxforstudie hat untersucht, ob sozial organisierte Tiere länger leben.

Es wäre mir eine große Ehre und Freude, wenn ich Sie künftig mitnehmen dürfte auf meine Reise durch die Welt von Geist und Gehirn.

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